Nina arbeitet in einer besonderen Abteilung, die für viele Menschen ein Tabuthema ist: die Sterbehilfe. Für sie ist es kein Beruf wie jeder andere, sondern eine Berufung. Ihr Alltag dreht sich um den Tod – und genau das hat sie schon immer fasziniert.
Der Weg zur Sterbehilfe
Schon in jungen Jahren entwickelte Nina ein tiefes Interesse für die Vergänglichkeit des Lebens. „Der Tod war für mich nie ein Grund zur Angst, sondern eher eine Frage, die ich verstehen wollte“, erzählt sie. Dieses Interesse führte sie dazu, Medizin zu studieren und später in den Bereich der Palliativpflege zu wechseln. Doch für Nina war das nicht genug. „Ich wollte Menschen in den letzten Momenten ihres Lebens nicht nur begleiten, sondern ihnen auch die Wahl geben, wie und wann sie Abschied nehmen möchten.“
Heute arbeitet Nina in einer Organisation, die Sterbehilfe legal und mit höchsten ethischen Standards anbietet. Ihre Rolle umfasst Gespräche mit Patienten, die sich für diesen Weg entscheiden, sowie die Organisation und Betreuung des gesamten Prozesses.
Gespräche, die unter die Haut gehen
„Die Gespräche mit den Patienten sind das Herzstück meiner Arbeit“, sagt Nina. Es geht nicht nur um Formalitäten, sondern um tiefgehende Fragen: Warum entscheidet sich jemand für Sterbehilfe? Wie kann man sicherstellen, dass es der echte Wunsch der Person ist?
„Viele Menschen kommen zu uns, weil sie ihre Würde bewahren wollen. Sie haben schwerste Krankheiten und sehen Sterbehilfe als einen Weg, selbstbestimmt zu bleiben“, erklärt Nina. Sie betont, wie wichtig es ist, in diesen Momenten zuzuhören und keine eigenen Überzeugungen aufzuzwingen.
Die psychische Herausforderung
Ihre Arbeit bringt Nina oft an ihre Grenzen. „Es gibt Tage, an denen ich das Gefühl habe, eine enorme Last zu tragen. Aber es hilft mir, zu wissen, dass ich etwas Sinnvolles tue“, sagt sie. Unterstützung findet sie im Team und in regelmässigen Supervisionen, die helfen, die psychische Belastung zu verarbeiten.
Eine neue Perspektive auf das Leben
Die tägliche Auseinandersetzung mit dem Tod hat Ninas Blick auf das Leben verändert. „Ich nehme die kleinen Momente viel bewusster wahr. Ich habe gelernt, dass das Leben nicht in der Länge, sondern in der Tiefe gemessen wird.“
Ein Tabuthema enttabuisieren
Nina wünscht sich, dass das Thema Sterbehilfe in der Gesellschaft offener diskutiert wird. „Viele Menschen wissen nicht, was es bedeutet oder haben Vorurteile. Aber für die Betroffenen ist es ein unschätzbares Angebot. Es geht um Würde, um Selbstbestimmung und um das Recht, über das eigene Leben – und den eigenen Tod – zu entscheiden.“
Ninas Geschichte zeigt, dass Sterbehilfe nicht nur ein medizinisches, sondern auch ein zutiefst menschliches Thema ist. Sie ist ein Bindeglied zwischen den Lebenden und den Sterbenden, eine Begleiterin auf dem vielleicht schwersten Weg im Leben. Und für sie ist das die erfüllendste Arbeit, die sie sich vorstellen kann.
コメント