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AHV unter Druck – Immer mehr Neurentner erhalten gekürzte Renten

  • redakteur
  • 3. Apr.
  • 3 Min. Lesezeit

Beitragslücken nehmen zu – Gewerkschaften fordern Reformen bei der Altersvorsorge


Neue Bieler Zeitung NBZ BIEL

Immer mehr Menschen erreichen das Pensionsalter – doch nicht alle erhalten die volle Altersrente. Der Grund: Lücken in den AHV-Beitragsjahren. Ein wachsendes gesellschaftliches Problem, das längst nicht nur Einzelfälle betrifft. Gewerkschaften schlagen Alarm – und fordern grundlegende Reformen.


Ein Fünftel der Neurentner mit Beitragslücken

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Rund jeder fünfte Neurentner in der Schweiz erhält nur eine Teilrente, weil nicht alle geforderten Beitragsjahre vollständig geleistet wurden. Damit verlieren Betroffene teils mehrere Hundert Franken im Monat – ein erheblicher Betrag, gerade für Menschen mit ohnehin knappen Finanzen im Alter.


Für eine ungekürzte AHV-Rente müssen in der Regel 44 vollständige Beitragsjahre nachgewiesen werden – bei Männern wie bei Frauen. Doch wer in seinem Erwerbsleben nicht durchgängig in die AHV eingezahlt hat, muss mit Kürzungen rechnen. Pro fehlendem Beitragsjahr reduziert sich die Altersrente um 2,3 Prozent. Je nach Einkommen und Anzahl Lücken können so bis zu 200 Franken oder mehr monatlich fehlen.


Warum Beitragslücken entstehen


Die Ursachen für Beitragslücken sind vielfältig. Sie reichen von vergessenen Anmeldungen während Studium oder Auslandaufenthalt, über Phasen der Arbeitslosigkeit oder Krankheit, bis hin zu Schwarzarbeit oder wechselnden Jobs, bei denen die Sozialabgaben nicht korrekt abgeführt wurden. Besonders betroffen sind auch Personen, die erst spät in die Schweiz eingewandert sind – hier fehlen oft systembedingt viele Jahre an Beitragszeit.


Die Problematik wird häufig erst beim Rentenantrag erkannt – und dann ist es oft zu spät. Zwar besteht theoretisch die Möglichkeit, Beitragslücken bis fünf Jahre rückwirkend zu schliessen, doch das funktioniert nur, wenn sie frühzeitig entdeckt werden. Danach bleiben die Lücken bestehen – und die Rente dauerhaft reduziert.


Systemkritik: Fehlende Transparenz und veraltete Prozesse

Ein zentrales Problem: Viele Erwerbstätige wissen nicht, ob sie von Beitragslücken betroffen sind. Der individuelle AHV-Kontoauszug muss aktiv bei der zuständigen Ausgleichskasse angefordert werden – ein bürokratischer Prozess, den viele nicht kennen oder unterschätzen. Anders als bei der beruflichen Vorsorge erhalten Versicherte keine jährliche Übersicht über ihren Stand in der ersten Säule.


Gewerkschaften kritisieren dieses System als intransparent und nicht mehr zeitgemäss. In einer zunehmend digitalen Gesellschaft sei es unverständlich, dass Versicherte nicht automatisch informiert würden – gerade, wenn drohende Einbussen im Alter die Folge sein können.


Forderung nach Reformen

Angesichts der wachsenden Zahl betroffener Rentner fordern Gewerkschaften eine Reihe von Massnahmen, um die Altersvorsorge gerechter und transparenter zu gestalten:


Automatischer Jahresauszug: Versicherte sollen jährlich eine Übersicht über ihre AHV-Beiträge, allfällige Lücken und Gutschriften erhalten – ähnlich wie bei der Pensionskasse.


Kostenlose Vorsorgeberatung: Eine zentrale Beratungsstelle soll Versicherte aktiv informieren und beraten, insbesondere bei drohenden Lücken oder komplexen Lebensläufen.


Erweiterte Nachzahlungsmöglichkeiten: Bei unverschuldeten Beitragslücken – etwa infolge fehlender Meldung durch den Arbeitgeber – sollen auch nach Ablauf der fünfjährigen Frist Korrekturen möglich sein.


Digitalisierung als Hoffnungsträger

Der Bund plant derzeit eine Onlineplattform, die den Zugang zum AHV-Konto erleichtern soll. Ob diese neue Transparenz schaffen wird, bleibt abzuwarten. Für viele Betroffene kommt jede Reform jedoch zu spät. Die Herausforderung besteht darin, künftige Generationen rechtzeitig zu sensibilisieren und die AHV so weiterzuentwickeln, dass sie ihrem Anspruch als solidarische, tragende Säule der Altersvorsorge auch künftig gerecht wird.


Die AHV ist nach wie vor das Rückgrat der Altersvorsorge in der Schweiz. Doch sie steht unter Druck – nicht nur finanziell, sondern auch systemisch. Wer sein ganzes Leben gearbeitet hat, erwartet zurecht eine faire und transparente Rentenabrechnung. Damit dieses Vertrauen nicht weiter bröckelt, braucht es moderne Instrumente, bessere Kommunikation und mehr Gerechtigkeit im System. Die Zeit zu handeln ist jetzt – bevor noch mehr Menschen mit leeren Händen das Rentenalter erreichen.



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